Emulgatoren - Notwendigkeit oder Übel?

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Emulgatoren - Notwendigkeit oder Übel?

Als Emulgatoren werden Stoffe bezeichnet, die einen wasser- und einen fettlöslichen Molekülanteil haben. So können sie quasi wie eine Klammer die sonst nicht mischbaren Wasser und Fette in einer Emulsion vereinen. Unsere Haut besitzt eigene Emulgatoren, um in den oberen Hautschichten Wasser und Fett zu verbinden und die Haut unter anderem vor übermäßigem Wasserverlust zu schützen. Trockener Haut können entweder Fette oder wasserbindende Feuchthaltefaktoren fehlen, sie kann aber eben auch durch einen Mangel an hauteigenen Emulgatoren entstehen.

Brauchen wir Emulgatoren in der Hautpflege?

Sowie wir Wasser und Fette in einem Präparat verbinden und/oder fehlende hauteigene Emulgatoren ersetzen möchten brauchen wir Emulgatoren. Die Alternative wären reine Kosmetikwässer oder reine Öle. Um die Hautphysiologie zu unterstützen, zu stabilisieren und um Hautprobleme zu lösen, kommen wir aber ohne ein Fett-Wasser-Gemisch und damit ohne Emulgatoren nicht aus. Entscheidend sind allerdings die Art der Emulgatoren und deren Einsatzkonzentrationen, ob sie für die Haut gut oder schädlich sind. Der Hautstruktur entsprechen spezielle natürliche „hydrophile“ Fette, die aufgrund ihrer Molekülstruktur Emulgatoreigenschaften besitzen, z.B. Phospholipide, Phytosterole, Fettsäuren, Diglyceride und Cholesterin. Diese sogenannten „koemulgierenden Stoffe“ reichen besonders bei der trockenen Haut aber nicht aus. Betroffene kennen das Gefühl: die Haut scheint trotz der fetthaltigen Creme zu vertrocknen, das Wasser verdunstet und hinterlässt ein unangenehm trockenes, »unversorgtes« Hautgefühl. Wirkungsvolle Pflegecremes enthalten deshalb meistens einen Zusatz von effektiveren speziellen Emulgatoren, z.B. von natürlichem hydriertem Lecithin (INCI-Bezeichnung Hydrogenated Lecithin) aus Sojaöl.

Werbung mit „emulgatorfreien Produkten“

Sogenannte „emulgatorfreie Präparate“, die dennoch Fett und Wasser enthalten nutzen emulgierende Stoffe, die neben ihrer Emulgatorwirkung noch zusätzliche andere Wirkungen aufweisen und somit „legal“ nicht als Emulgatoren bezeichnet werden brauchen. Vielfach verwendet wird dabei das schon erwähnte hydrierte Lecithin (INCI-Bezeichnung Hydrogenated Lecithin) aus Sojaöl. Es bildet mit Wasser lamellenartige Strukturen aus Wasser und Fettanteilen, die denen der natürlichen Zellmembranen ähneln. Ein entsprechendes, mit Hochdruck arbeitendes Herstellungsverfahren optimiert diese Emulsionsstruktur und erlaubt eine Cremegrundlage, die zwischen diesen Lamellen gewisse Anteile an wässrigen oder öligen Substanzen aufnehmen kann, ohne dass die Emulsion bricht. Aber: auch dieses Konzept verwendet einen Emulgator. Es ist nicht emulgatorfrei. Entsprechende Werbeaussagen sind (wenn auch im gesetzlich legitimen Rahmen) chemisch und physikalisch gesehen nicht korrekt: Wir haben Rohstoffe mit emulgierenden Eigenschaften in den Produkten. Eine weitere legale, aber aus Verbrauchersicht kritische Werbeaussage ist „ohne konventionelle Emulgatoren“ – die Betonung liegt auf dem Wort »konventionell«, denn sie enthalten dennoch „unkonventionell“ Emulgatoren.

Wir verwenden hauptsächlich hautphysiologisch sinnvolle Emulgatoren in optimaler Dosierung. Das bedeutet auch, dass bei sehr hohen Wirkstoffkonzentrationen in einigen Fällen die „emulgatorarme“ Gelstruktur z.B. beim Additiv H vor dem Gebrauch kräftig geschüttelt werden sollte („Schüttelemulsion“).

Soviel wie nötig, so wenig wie möglich – das ist unsere Devise auch bei der Komposition der Emulgatorsysteme. Sie müssen optimal dosiert sein, damit die Präparate stabil sind und wasser- und fettlösliche Wirkstoffe transportieren können, andererseits aber auch keine „unausgelasteten“ Emulgatormoleküle enthalten, die evtl. wertvolle hauteigene Fette lösen würden. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Emulgatoren nach dem Auftragen auf die Haut ihre transportierten Wirkstoffe auch wirklich freilassen, damit diese in der Haut die gewünschten Wirkungen erzielen. Die Emulgatoren selbst sollten nach der Erfüllung ihrer Aufgaben auf der Hautoberfläche von hauteigenen Enzymen abgebaut und recycelt werden.

Wir verwenden z.B. natürliche Extrakte aus der Kokosnuss und aus der Zuckerrübe (INCI-Bezeichnungen ISOAMYL LAURATE, GLYCERYL STEARATE CITRATE, SUCROSE STEARATE). Diese sind zertifiziert nach Ökonorm und frei von organischen Lösungsmitteln und Konservierungsstoffen. Gegen diese Emulgatoren sind bisher keine Hautreaktionen bekannt, auch in der Dermatologieliteratur findet sich bisher kein entsprechender Hinweis, auch nicht in der internationalen Allergieliste der Uni Göttingen.

Unsere Emulgatoren basieren auf pflanzlichen Fetten, die den Lipiden in unserer Haut ähneln und daher von hauteigenen Enzymen gespalten werden können. Sobald wir eine Emulsion auftragen, werden sie wie Hautlipide verstoffwechselt und haben dann keine ausgeprägte Emulgatorfunktion mehr, weil die Emulgatormoleküle gespalten und lipophile und hydrophile Molekülbestandteile getrennt werden.

In Einzelfällen setzen wir hautphysiologische synthetische Emulgatoren wie Glycerin und Cetearyl Glucoside ein, um die erwünschte Produktwirkung und -sicherheit zu ermöglichen. Selbstverständlich sind auch diese Substanzen so optimal dosiert, dass sie die hauteigenen Stoffwechselprozesse nicht stören.

Generell gilt: ob eine kosmetische Emulsion mit oder ohne naturkosmetische Emulgatoren konzipiert ist, sagt zunächst nichts über ihre Hautphysiologie und ihre kosmetische Eignung aus. Das Gesamtkonzept, die konkret enthaltenen Wirkstoffe, ihre Dosierung und die individuelle Hautsituation entscheiden, ob ein Produkt gut für die jeweilige Hautsituation ist.